Zum Inhalt springenZur Suche springen

Lernen an Behandlungsanlässen

Ein wesentliches Merkmal des Düsseldorfer Curriculum Medizin bildet ein innovatives und in Deutschland einmaliges Lehr- und Lernformat: das Lernen an Behandlungsanlässen. Unsere Fakultät hat Behandlungsanlässe definiert, die sowohl im ambulanten Bereich der Primärversorgung als auch in jeder anderen Versorgungsstufe vorkommen können, und diese mit den Kliniken des UKD abgeglichen. Daraus entstanden ist die Düsseldorfer Liste der Behandlungsanlässe mit 123 Anlässen für ärztliche Konsultation. Ausgehend vom jeweiligen Behandlungsanlass bearbeiten die Studierenden in diesem Format bis zum Ende des fünften Studienjahres selbständig reale Patientenfälle auf Stationen und Ambulanzen zusätzlich zum Unterricht an Patient:innen. Der Fokus liegt auf der fachübergreifenden Anamnese und der körperlichen Untersuchung von unbekannten Patient:innen sowie der Interpretation der Untersuchungsergebnisse. Außerdem trainieren die Studierenden verschiedene Formen der Fallvorstellung. Das Format fördert somit das eigenverantwortliche Lernen und bereitet die Studierenden auf den Berufsalltag vor.

Der Ablauf des LaB lässt sich in fünf Phasen unterteilen. Eine detaillierte Beschreibung des jeweiligen Ablaufs finden Sie in den Manualen zum Praxisunterricht.

Auswahl von Patient:innen

Zunächst erläutern die Lehrenden den Studierenden, welche Patientinnen und Patienten mit welchen Behandlungsanlässen sich für den Unterricht bereit erklärt haben. Die Studierenden gleichen untereinander ab, welche Behandlungsanlässe Sie schon einmal bearbeitet haben und entscheiden gemeinsam, wer welche Patient:innen "aufnehmen" wird. Pro Gruppe von sechs Studierenden stehen sechs Patient:innen zur Verfügung.

Patientenaufnahme

Im Gegensatz zum Unterricht an Patient:innen erheben die Studierenden in diesem Lernformat eigenständig ohne ärztliche Begleitung eine vollständige Anamnese und führen eine systematische, umfassende, dem Behandlungsanlass angemessene körperliche Untersuchung durch. Ziel ist es, durch Anamnese und körperliche Untersuchung Verdachtsdiagnosen zu generieren und die nächsten Schritte in Diagnostik und Therapie planen zu können.

Untersuchungsbefunde

Nach der Patientenaufnahme können die Studierenden von der Lehrperson die Ergebnisse weiterführender Diagnostik erfragen und selbst - wenn nötig unterstützt von der Lehrperson - befunden.

Recherche und Vorbereitung der Fallvorstellung

Anhand von Lehrbüchern, wissenschaftlichen Publikationen und qualifizierten Onlineressourcen arbeiten die Studierenden im Anschluss ihren individuellen Patientenfall theoretisch auf und halten ihre Ergebnisse auf einem Dokumentationsbogen fest. Schritt für Schritt erschließen sie sich so das zugrundeliegende Krankheitsbild sowie das diagnostische, differentialdiagnostische und therapeutische Vorgehen.

Auf diese Weise bearbeiten die Studierenden zwei bis drei Patientenfälle pro Woche. Gegebenenfalls kann ein Behandlungsanlass auch mehrfach bearbeitet werden, da er bei verschiedenen Patient:innen zu unterschiedlichen Diagnosen und Therapien führen kann. Durch das Herantreten an unbekannte Patient:innen und die systematische Auseinandersetzung mit den Patientenfällen entwickeln sie klinische Expertise und interdisziplinäres Denken für ihr späteres Berufsleben. Das Lernen an Behandlungsanlässen führt somit zu einem stetigen Kompetenzzuwachs.

Fallvorstellung, Feedback, Vertiefung

Den Abschluss des LaB bildet eine Veranstaltung, in der alle Studierenden der jeweiligen 6er-Gruppe die untersuchten Patientenfälle vorstellen. Für diese Vorstellung gibt es mehrere unterschiedliche im Folgenden beschriebene Möglichkeiten, die alle in der ärztlichen Tätigkeit relevant werden.

Die betreuenden Ärzt:innen evaluieren die Patientenvorstellung anhand eines Feedbackbogens nach vorgegebenen Kriterien. Abschließend erhalten die Studierenden zu ihrer Fallvorstellung den ausgefüllten Feedbackbogen und zusätzlich ein konstruktives, persönliches Feedback und es entwickelt sich eine vertiefende Falldiskussion mit den anderen Studierenden der Gruppe und der Lehrperson. So können letztlich die Weiterentwicklung und der individuelle Kompetenzzuwachs der Studierenden sichergestellt werden.

Intraprofessionelle Übergabe - Oberärztin:Oberarzt

Die Studierenden übergeben die Patientin oder den Patienten an die Lehrperson, die die Rolle der zuständigen Oberärztin oder des zuständigen Oberarztes übernimmt. Die:der Patient:in ist der Oberärztin:dem Oberarzt unbekannt. Ziel ist es, alle Informationen zu liefern, die nötig sind, um gemeinsam das weitere diagnostische und therapeutische Vorgehen zu beraten.

Intraprofessionelle Übergabe - Nachtdienst

Die Studierenden übergeben die Patientin oder den Patienten an die Lehrperson in der Rolle des Nachtdiensts. Ziel ist es, ganz kompakt alle Informationen zu liefern, die für den Nachtdienst relevant sind, um die:den für sie bisher unbekannte:n Patientin:Patienten sicher zu versorgen.

Interprofessionelle Übergabe (z.B. an Pflege, Physiotherapie)

Die Studierenden übergeben die Patientin oder den Patienten an die Lehrperson in Rolle der zuständigen Pflegekraft der jeweiligen Station. Diese kennt die Patientin oder den Patienten bisher noch nicht. Insbesondere bei Patient:innen mit komplexen, langjährigen Krankengeschichten ist die Auswahl der Informationen, die für Pflegende relevant sind, die wichtigste Vorüberlegung, die zu einer effizienten Übergabe beiträgt.

Evidenzbasierter Patientenbericht

Die Studierenden schreiben einen evidenzbasierten Patientenbericht. Der Bericht basiert auf den Ergebnissen aus Anamnese, ggf. körperlicher Untersuchung, der Befunddiskussion, der Recherche und den Überlegungen zum Management.

Patientenverständlicher Bericht

Zusätzlich verfassen die Studierenden einen Bericht für die Patientin oder den Patienten. Dieser Bericht soll alle für die:den Patientin:Patienten wichtigen Informationen enthalten und verständlich sein.

Ziel ist es, dass Studierende sich in Ruhe mit patientenverständlichen Formulierungen auseinandersetzen können. Das wird schließlich auch in der spontanen mündlichen Kommunikation mit Patient:innen  sowie deren Angehörigen helfen, wenn es darum geht, komplexe Zusammenhänge verständlich zu erläutern.

Fallkonferenz

In der Fallkonferenz präsentieren Studierende in der Rolle von Expert:innen ihre Patientenfälle in einer interaktiven Falldiskussion. Sie trainieren hierbei also auch ihre Präsentations-, Moderations- und Lehrkompetenz.

Inhaltliches Ziel ist es, Patientenfälle aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten - auch aus Perspektiven, für deren Reflexion im klinischen Alltag wenig Zeit bleibt. Hierzu dient ein Vertiefungsimpuls, mit dem die:der präsentierende Studierende eine fundierte Diskussion anstößt. Dabei können zum Beispiel wirtschaftliche, soziale und ethische, oder therapeutische Aspekte in Betracht gezogen werden. Das Format bietet Raum für fachlich fundierte Diskussionen und komplexe Fragestellungen, die über die reine Besprechung des Patientenfalls hinausgehen und der Gruppe helfen Kompetenzen in einem der acht Kompetenzbereiche weiterzuentwickeln.

Einführungsvideo für Studierende

In diesem Video erläutern wir Ihnen exemplarisch einen möglichen Ablauf des Lernens an Behandlungsanlässen. Bitte beachten Sie, dass es sich bei dieser Darstellung nur um ein Beispiel aus vielen möglichen Formaten handelt.

Einführungsvideo für Lehrende

In diesem Video erläutern wir Ihnen exemplarisch einen möglichen Ablauf des Lernens an Behandlungsanlässen. Bitte beachten Sie, dass es sich bei dieser Darstellung nur um ein Beispiel aus vielen möglichen Formaten handelt.

Verantwortlichkeit: